Bestellen Sie gerne bei einem Lieferservice, der italienisches, chinesisches und türkisches Essen gleichzeitig im Angebot hat? Nein? Ich auch nicht. Meist schmeckt der Teig der italienischen Pizza wie der der türkischen und der Reis ist parboiled statt schön klebrig.
Nichts schmeckt so, wie das Original. So ist es auch mit Übersetzungen. Es ist verständlich, wenn ein Übersetzer zu Beginn seiner Berufstätigkeit oder bei einer Durststrecke alle Aufträge annimmt, die ihm angeboten werden. Langfristig schadet das aber meist. Denn ist man kein Spezialist für ein Fachgebiet, kommt keine gute Qualität dabei heraus. Und ist der Ruf erst ruiniert…
Ich lehne grundsätzlich Anfragen zu den meisten technischen Themen (kürzlich noch: Flugzeugwartung), zu Medizintexten oder Werbung ab. Dafür brauche ich unverhältnismäßig lange und jedem Ingenieur, Arzt oder Werbetexter wäre sofort klar, dass der Übersetzer nicht wusste, was er tat.
Einen Auftrag aus diesem Grund abzulehnen, ist kein Zeichen von Nichtskönnen, sondern von Qualitätsbewusstsein. Kann man dem Kunden dann noch einen Kollegen empfehlen, der genau auf das Gebiet spezialisiert ist, fühlt der Kunde sich gut beraten und kommt eventuell wieder, wenn er etwas Passendes hat. Und der Kollege freut sich und revanchiert sich möglicherweise beim nächsten Mal. Der Auftrag ist zwar futsch, aber alle Seiten profitieren.
Es empfiehlt sich also, sich ein Netzwerk von Kollegen mit den gleichen Arbeitssprachen, aber unterschiedlichen Fachgebieten aufzubauen. Man kann aber auch auf die Datenbank des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) unter www.bdue.de verweisen, in der es Übersetzer (und Dolmetscher) für alle Sprachen und Fachrichtungen gibt.
Der Spezialist ist in seinem Gebiet gut ausgebildet, hat meist langjährige Erfahrung, ist mit Kollegen oder anderen Experten vernetzt, mit denen er sich beraten kann, und bildet sich regelmäßig weiter.
Deshalb schmeckt die Übersetzung des Spezialisten wie das Original.
18. Januar 2017
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