Ich diversifiziere! Seit fast 20 Jahren arbeite ich als freiberufliche Übersetzerin und fast genauso lange als Microsoft-zertifizierte EDV-Trainerin. Aber erst jetzt weiß ich, dass das Kind einen Namen hat: Diversifizierung!
Wie oft bin ich gefragt worden, wie das denn zusammenpasst?! Und jedes Mal hab ich hartnäckig versucht klarzustellen, dass ich als Übersetzerin keine verkrachte Existenz bin, die finanziell nicht über die Runden kommt: „Das ergänzt sich sehr gut. Ich übersetze Texte aus dem EDV-Bereich und halte Schulungen in englischer Sprache.“ Letzten Endes hab ich mich aber irgendwie immer als lupenreiner Exot gefühlt.
Durch das MDÜ, die Fachzeitschrift für Übersetzer und Dolmetscher, bin ich auf das Buch von Nicole Y. Adams „Diversification in the language industry“ gestoßen. Und siehe da: Ich befinde mich durchaus in guter Gesellschaft. Nicole Y. Adams hat eine ganze Reihe von Kollegen aus der Sprachindustrie interviewt, die sich neben dem Übersetzen noch ein (teilweise ganz anderes) Arbeitsfeld erschlossen haben. Einige sind aus finanzieller Notwendigkeit zu ihrem Zweitjob gekommen, andere sind einfach ihren Interessen gefolgt. Sie alle haben eins gemeinsam: Sie gehen mit Leidenschaft in ihrer jeweiligen Job-Kombination auf. Sehr inspirierend!
Übersetzen ist ein sehr konzentrationsintensiver Job. Stunde um Stunde sitzt man an einem Text, merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht, und hat am Ende des Tages mit kaum jemandem gesprochen. (Oha, das hört sich nicht gerade nach einem Traumjob an – aber ich liebe es!)
Schulen ist ein schöner Ausgleich: Neue Menschen treffen (die größtenteils sehr nett sind, und wenn nicht, eine Herausforderung), sich auf sie und ihre Vorkenntnisse und Anforderungen einstellen, ihre Software-Probleme lösen und ihnen so ihre Arbeit erleichtern. Und umso schöner ist es, danach wieder an den eigenen Schreibtisch zurückzukehren und ungestört vor sich hin zu tüfteln.
Dank meiner Erfahrungen aus Schulungen und 2nd-Level-Support kann ich mich ganz auf meine eigentliche Arbeit, das Übersetzen, konzentrieren, und vergeude keine unnötige Zeit (und damit Geld) mit Formatierungsproblemen oder Ähnlichem.
Diversifizierung ist ohne Frage eine Bereicherung. Die Welt verändert sich ständig und ein Übersetzer kann sich nicht für alle Zeiten auf dem ausruhen, was er einmal im Studium gelernt hat, und sicher kann das auch niemand sonst – davon abgesehen, wäre der Arbeitsalltag so vermutlich auch ziemlich langweilig. Wenn man sein Angebot durch neue Fachgebiete oder sinnvolle zusätzliche Dienstleistungen ergänzen kann, hat das für Kunde und Übersetzer nur Vorteile – eine Win-Win-Situation also.
Und ganz nebenbei macht es Spaß, etwas Neues auszuprobieren und die kleinen grauen Zellen wirbeln zu lassen!
26. Februar 2016
Neu im Blog:
Kategorien: