Endlich mal wieder Zeit, ein Buch in die Hand zu nehmen – und was soll ich sagen: The Mark and the Void (dt. Titel: Der gute Banker) konnte ich gar nicht mehr weglegen. Urkomische Situationen, irrwitzige Dialoge und gleichzeitig eine kluge Analyse des undurchsichtigen Finanzsystems.
Claude ist französischer Analyst bei der Bank of Torabundo im Dublin der Finanzkrise. Er lebt für seine Arbeit und auch nach Feierabend bewegt er sich nicht aus dem Dunstkreis der Bank.
Der Schriftsteller Paul bittet ihn, die Vorlage für sein neues Buch zu sein, ein moderner Durchschnittsmensch. Dafür will Paul Claude auf Schritt und Tritt folgen.
Das Projekt scheint nicht so richtig anzulaufen und bald merkt Claude, dass Paul ihn nur benutzt. Sein eigentliches Ziel: die Bank ausrauben.
Durch Paul ist Claude allerdings die Leere in seinem Leben bewusst geworden. Er engagiert Paul, damit der sein weiteres Leben „schreibt“. Gleichzeitig will er ihn so auf den Pfad der Tugend zurückbringen. Zwischen beiden entwickelt sich eine etwas holprige Freundschaft.
Derweil ersetzt die Bank of Torabundo ihren konservativen CEO, der die Bank verlustfrei durch die Finanzkrise gesteuert hat, durch einen neuen. Der wiederum hat all seine früheren Wirkungsstätten in die Pleite geführt, ist dafür aber risikofreudig und daher der richtige Mann für den großen Wurf. Kontraintuitives Denken ist das neue Motto. Keiner weiß so richtig, was das heißen soll, aber alle sind schwer inspiriert.
Obendrein verliebt sich Banker Claude in eine griechische Kellnerin, und damit sind nicht nur die Konflikte der üblichen Liebesgeschichten vorprogrammiert.
Ein urkomisches, kluges und sehr menschliches Buch, das selbst in den Nebenhandlungen schlüssig und immer wieder überraschend ist. Ein Bündel von unterschiedlichen Figuren, die alle auf sympathische Weise mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt sind. Paul Murray lässt sie völlig abwegige Sätze mit absoluter Ernsthaftigkeit sagen, ohne dass es albern wird. Ich hab jede kleinste Pause zum Weiterlesen genutzt.
Was haben Sie denn besonders gerne gelesen?
27. April 2017
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