Seit Jahren bringe ich die Bösen zur Strecke – egal, ob im Buch oder im Film. Meine aktuellen Favoriten unter den Autoren sind Patricia Cornwell, Kathy Reichs, Ian Rankin und John Lescroart. Bei Filmen hab ich mein Krimiherz an Inspector Barnaby und Inspector Lewis verloren.
Eigentlich bin ich nicht besonders blutrünstig veranlagt. Allerdings sagt man den Krimi-Liebhabern ja auch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn nach, weil sie den Täter erwischt und bestraft sehen wollen. Hört sich gut an und ich halte mich mal an diese Auslegung.
Letztes Jahr habe ich mich nun endlich bei der VHS Bonn zu einer Krimi-Schreibwerkstatt angemeldet, die vom Autor Dr. Jörg Wolfradt geleitet wurde. Das Motto lautete „Mord im Wartebereich“.
Um es kurz zu sagen: Es war super! Wir waren 5 Gleichgesinnte, die sich jeden 2. Montagabend getroffen und sich die Köpfe über nicht nachweisbare Mordmethoden heiß geredet haben.
Es fing prompt mit einem weißen Blatt Papier an und ich fürchtete schon meine erste Schreibblockade als angehende Autorin. In die Blattmitte haben wir das Kursmotto, „Wartebereich“, geschrieben. Drumherum alle Wartebereiche gesammelt, die uns einfielen, z. B. Bahnhof, Flughafen, Wartezimmer, etc. Und zu diesen Wartebereichen schließlich alle möglichen Stichworte aufgelistet. Auf gut deutsch: Wir haben eine Mind Map erstellt. Am Ende des Abends hatte sich jeder für seinen Wartebereich und damit für seinen „Tatort“ entschieden.
Anschließend folgte ein bisschen Theorie. Für einen Krimi braucht man einen Plot, also eine Handlung, und den Plot hinter dem Plot. Mit anderen Worten, ein Krimi besteht aus 2 Geschichten: der Geschichte des Helden bzw. Kommissars und der Geschichte des Täters. Beide müssen stimmig sein.
Wir bekamen eine Liste mit Fragen zum Helden und eine mit Fragen zum Täter – die erste Hausaufgabe. So entwickelten wir die beiden Handlungen.
Was vermutlich jeden zunächst einmal Überwindung kostet, nämlich das, was man sich ausgedacht hat, anderen vorzulesen und sich ihr Urteil anzuhören, entpuppte sich als größter Vorteil des Kurses überhaupt. Jeder las seine Ideen, und einige Abende später die ersten Seiten seines Krimis, vor.
Dann sagten die anderen Teilnehmer der Reihe nach, was ihnen gefallen hatte und was vielleicht verbessert werden könnte. So entstanden immer neue Ideen und der Plot kam voran.
Als Letzter gab Jörg Wolfradt wertvolle Anregungen, wie man mehr Nähe zu den Figuren und auch mehr Spannung erzeugen kann, und viele Tipps zur Technik des Schreibens.
Wer Spaß am Schreiben hat, sollte eine Schreibwerkstatt auf jeden Fall einmal ausprobieren. Es muss ja nicht unbedingt ein Krimi sein. Jörg Wolfradt gibt auch allgemeine Kurse zum kreativen Schreiben, www.wolfradt.de.
22. Juni 2016
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